Diabetes mellitus

Diabetes mellitus oder Zuckerkrankheit ist eine Erkrankung des Stoffwechsels, die mit einer stetigen Erhöhung des Blutzuckerspiegels verbunden ist. Die Ursache dieser Krankheit ist ein Mangel oder eine gestörte Wirkung des Hormons Insulin.
Der Körper regelt mit Hilfe des Insulins den Blutzuckerspiegel, so dass dieser normalerweise immer zwischen 60 und 110 mg/dl liegt und auch nach dem Essen (postprandial) nicht über 140 mg/dl ansteigt. Regelkreis des Blutzuckers

Regelkreis des Blutzuckerhaushalts

Insulin wirkt auf die Leber und dämpft die Ausschüttung von Zucker in das Blut.
Blutzucker wirkt auf die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) und erhöht dort die Ausschüttung von Insulin.
Bei Diabetikern beträgt dieser Wert aufgrund der gestörten Regelfunktion im nüchternen Zustand mehr als 130 mg/dl und kann nach dem Essen Spitzenwerte von über 200 mg/dl erreichen.

Diabetes mellitus wird durch unterschiedliche zugrundeliegende Störungen ausgelöst und zeigt je nach Ursache verschiedene Krankheitsverläufe. Daher wird die Erkrankung in Typ-I und Typ-II Diabetes eingeteilt.

Diabetes vom Typ-I

Ursache des Typ-I-Diabetes ist eine Fehlreaktion im Immunsystem (Autoimmunreaktion), die zur vollständigen Zerstörung der insulinproduzierenden Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse führt. Als Auslöser dieser Autoimmunreaktion werden derzeit Virusinfekte in der Kindheit oder eine genetische Anlage diskutiert. Gesichert gilt ein erhöhtes Risiko bei Vorliegen von diabetischen Erkrankungen in der Familie.
Schematische Darstellung des Diabetes mellitus Typ 1

Schematische Darstellung des Diabetes mellitus Typ I

Der Körper kann kein Insulin mehr produzieren, um den Transport des Zuckers in die Zellen zu gewährleisten, muss Insulin von außen zugeführt werden
Der Typ-I-Diabetes entwickelt sich sehr schnell innerhalb weniger Stunden oder Tage. Symptome eines beginnenden Diabetes vom Typ-I sind großer Durst, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Schwäche und Bauchschmerzen. Wird der Diabetes vom Typ-I nicht ärztlich behandelt, führt er zu einem diabtischen Koma mit Todesfolge.

Der Diabetes vom Typ-I ist mit einem Anteil von 5-7% die seltenere Variante der diabetischen Erkrankungen.

Diabetes vom Typ-II

Im Gegensatz zum Diabetes vom Typ-I sind die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse bei einer Diabetes vom Typ-II funktionsfähig. Die Wirkung des ausgeschütteten Insulins im Körper ist jedoch herabgesetzt (sog. Insulinresistenz). Die verminderte Wirksamkeit des Insulins hat eine reduzierte Zuckeraufnahme in den Zellen zur Folge, was zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels führt. Die Bauchspeicheldrüse reagiert darauf mit einer Erhöhung der Insulinproduktion. Der erhöhte Insulinspiegel verstärkt jedoch die Insulinresistenz der Zellen, so dass eine ordnungsgemäße Verwertung des Blutzuckers durch die Zellen nicht mehr möglich ist. Die insulinproduzierenden Beta-Zellen ermüden durch die ständige Überproduktion und sterben schließlich ab.
Schematische Darstellung der Insulinresistenz

Schematische Darstellung der Insulinresistenz

Das Insulin kann seine Schlüsselfunktion nicht mehr richtig wahrnehmen, die Versorgung der Zellen mit Zucker ist gestört.
Die Entwicklung eines Typ-II-Diabetes verläuft über einen längeren Zeitraum und wird häufig erst spät entdeckt, da die Symptome wenig eindeutig sind. Zeichen eines beginnenden Diabetes vom Typ-II sind Müdigkeit, Schwächegefühl, Hunger bei gleichzeitigem Gewichtsverlust, Schwitzen und Kopfschmerzen. Durch den hohen Blutzuckerspiegel kann es zu Hauterscheinungen wie Juckreiz oder Infektionen kommen. Diabetes mellitus vom Typ-II kann auch zu Potenzproblemen, Sehstörungen und Muskelkrämpfen führen.

Etwa 90% aller Diabetiker haben Diabetes vom Typ-II. Ursache ist häufig Übergewicht. Eine weitere Ursache für das Auftreten eines Diabetes vom Typ-II kann der durch eine Schwangerschaft bedingten Stoffwechselumstellung liegen. Zwar verschwindet der Schwangerschaftsdiabetes in der Regel wieder nach der Entbindung, jedoch erhöht sich das Risiko einer späteren erneuten Erkrankung.

Diagnose

Das Vorliegen einer diabetischen Erkrankung erfolgt über eine Blutzuckerbestimmung. Gemessen wird der sog. Nüchternblutzuckerspiegel nach einer achtstündigen Pause ohne Nahrungsaufnahme. Der Normalwert sollte dabei bei unter 110 mg/dl liegen. Liegt der Blutzuckerspiegel über 126 mg/dl, liegt ein Diabetes mellitus vor. Ein Messwert von 110 mg/dl bis 126 mg/dl ergibt noch kein eigenständiges Krankheitsbild, muss jedoch als Risikofaktor angesehen und weiter diagnostisch abgeklärt werden.

Als weiteres Testverfahren kommt die Bestimmung der Glukose im Urin in Frage. Unter normalen Umständen wird vom Körper nur sehr wenig Glukose an den Urin abgegeben. Erst bei einem Glukosewert von über 160 mg/dl im Blut erfolgt eine stärkere Ausscheidung von Glukose über die Nieren (sog. Nierenschwelle). Wird wiederholt eine größere Menge von Zucker im Urin (Glukosurie) nachgewiesen, liegt wahrscheinlich eine diabetische Erkrankung vor.

Wegen der Häufigkeit des Auftretens diabetischer Erkrankungen sollte bei allen Menschen über 45 Jahre im Abstand von drei Jahren eine Blutzuckerbestimmung durchgeführt werden. Bei Angehörigen von Risikogruppen sollte diese Untersuchung mindestens einmal im Jahr durchgeführt werden. Zu den Risikofaktoren zählen Übergewicht , Bluthochdruck und zu hohe Blutfettwerte, Zuckerkrankheit in der Familie, Auftreten eines Gestationsdiabtes und auffällige Blutzuckerwerte in der Vergangenheit.

Behandlung

Aufgrund der gefährlichen Folgeerkrankungen des Diabetes ist das Ziel jeder Therapie die dauerhafte Angleichung der Blutzuckerwerte an die Normalwerte. Jede Diabetestherapie muss durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen und ärztliche Beratung begleitet werden.

Die ärztliche Behandlung stützt sich auf eine Kombination von Diät, oralen Antidiabetika und Insulin.

Die Einhaltung einer individuellen Diät steht bei beiden Formen der Diabetes mellitus im Vordergrund. Im Rahmen der Behandlung eines Diabetes vom Typ-II soll mit der Diät eine Reduzierung des Übergewicht erreicht werden, wodurch sich oft eine weiterführende Therapie erübrigt. Beim Diabetes vom Typ-I dient die Diät hingegen dazu, die Zufuhr von Glukose und Insulin aufeinander abzustimmen, um den Blutzuckerspiegel auf einem konstanten Niveau zu halten.

Um die Gefahr einer Unterzuckerung zwischen den Mahlzeiten zu vermeiden, sollte bei Diabetes mellitus die Nahrungsmenge auf viele kleine, regelmäßige Mahlzeiten verteilt werden. Die Nahrung sollte aus ca. 10% Eiweiß, 30% Fetten und 60% Kohlenhydraten bestehen. Bestehen andere Erkrankungen wie Niereninsuffizienz oder erhöhte Blutfettwerte, muss diese Verteilung entsprechend angepasst werden. Alkohol sollte aufgrund seiner Wirkung auf die Glucosebildung in der Leber weitestgehend vermieden werden. Eine diabetische Diät sollte zusammen mit dem Arzt aufgestellt und regelmäßig überprüft werden.

Zur Medikamentöse Therapie des Diabetes mellitus stehen Tabletten (orale Antidiabetika) und die Insulintherapie zur Verfügung. Während der Diabetes vom Typ-II in der Regel mit einer angepassten Diät und eine Medikamentöse Therapie mit Oralen Antidiabetika behandelt werden kann, erfordert der Diabetes vom Typ-I zwingend den Einsatz von Insulin.