Sulfonylharnstoffe

Zu den Sulfonylharnstoffen zählen die Glibenclamide mit Euglucon® und Glibenclamid®. Die Gruppe der Sulfonylharnstoffe war früher das Medikament erster Wahl, mittlerweile hat es viel von seiner früheren Bedeutung verloren.
Übersicht orale Antidiabetesmedikamente

Wirkungsweise

Die Wirkung der Sulfonylharnstoffe erfolgt über eine Anregung der Bauchspeicheldrüse zur verstärkten Insulinfreisetzung. Als Folge wird die Bauchspeicheldrüse regelrecht "ausgepresst". Schematische Darstellung der Wirkung der Sulfonylharnstoffe

Schematische Darstellung der Wirkung der Sulfonylharnstoffe

Die Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse wird gesteigert, die Schlüsselwirkung des Insulins dadurch trotz Insulinresistenz gesteigert.

Vorteile

Der Langzeitzuckerwert -auch HbA1 genannt- wird durch diese Substanzgruppe sehr gut (um ca. 1%) gesenkt. Insbesondere der hohe Blutzuckerwert nach dem Essen (postprandialer BZ) wird durch diese Medikamente sehr günstig beeinflusst. Jedoch lässt die Wirkung der Sulfonylharnstoffe, das "Auspressen" der Bauchspeicheldrüse, leider im Laufe der Zeit nach. Die Bauchspeicheldrüse wird so lange ausgepresst, bis sie schließlich ganz versagt, so dass sich nach 5 Jahren bei ca. einem Drittel aller Patienten keinerlei Wirkung mehr zeigt. Ein weiterer Vorteil der Sulfonylharnstoffe ist der Schutz vor diabetischen Augenschäden und Nervenschäden (Unterzuckerung. Diese kann insbesondere in der Nacht auftreten, denn das Medikament wirkt bis zum nächsten Morgen und regt während der gesamten Nacht die Insulinfreisetzung an.
Da in dieser Zeit jedoch nichts gegessen wird, erfolgt jedoch keine Zuführung von Glukose. Als Ergebnis der fortlaufenden Insulinausschüttung und mangelnder Glukosezufuhr sinkt der Blutzuckerspiegel.

Weiterhin führt bei den Sulfonylharnstoffen das vermehrt bereitgestellte Insulin zu vermehrtem Hunger und damit zur Entstehung von Übergewicht.

Zur Vermeidung von Unterzuckerungen sind Zwischenmahlzeiten nötig, die ebenfalls zu einer Gewichtszunahme führen. Die Gewichtszunahme unter Sulfonylharnstoffen beträgt ca 5 kg. Beim übergewichtigen Patienten ist diese Gruppe also nur mit Vorsicht anzuwenden.

Dies gilt umso mehr, da die Ursache des Zuckers beim übergewichtigen Typ-II Diabetiker häufig in einer Insulinresistenz zu suchen ist (Ausfall des Schlüssel-Schloss Prinzips). In diesen Fällen können die Sulfonylharnstoffe unter Umständen gar nicht wirken. Ein zunehmendes "Auspressen" der Bauchspeicheldrüse führt schließlich zu einer Ermüdung der Drüse, woraufhin später eine Insulintherapie nötig wird.

Kontraindikationen

Sulfonylharnstoffe dürfen nicht bei Leber- und Nierenerkrankungen, größeren Operationen und Schwangerschaft eingesetzt werden.

Kombination

Sulfonylharnstoffe werden nur dann als Einzelmedikament eingesetzt, wenn Metformin® kontraindiziert ist. Sie können jedoch mit Metformin, Glucobay, den Glitazonen Actos und Avandia und mit Insulin kombiniert werden. Nicht eingesetzt werden darf dieses Medikament bei Leber- und Nierenschäden, Schilddrüsenunterfunktion und in der Schwangerschaft.

Einnahme

Glibenclamid sollte 20 Minuten vor dem Essen eingenommen werden (siehe auch Hinweise zur Medikamenteneinnahme). Zunächst sollte man wegen der Gefahr der Unterzuckerung mit einer ganz niedrigen Dosis von 1,75 mg beginnen. Später kann man die Dosis steigern. Es ist eine Maximaldosis von 10,5 mg möglich, jedoch wird heute nur noch eine Dosis von 7 mg täglich empfohlen, die am Morgen eingenommen werden sollte.

Weiterhin gehören die Glimepiride mit dem Amaryl in diese Gruppe. Dieser Sulfonylharnstoff wirkt im Gegensatz zu Glibenclamid länger und wird deshalb nur einmal am Morgen direkt zum Essen eingenommen. Wegen des Ausfalls des abendlichen Einnahme wird behauptet, dass weniger nächtliche Unterzuckerungen entstehen können. In klinischen Studien konnte dies jedoch nicht belegt werden.