Kombinationstherapie mit Insulin

Leider sind die Möglichkeiten jeglicher Kombinationstherapien mit Diabetes mellitus vom Typ II sind auch Kombinationen von oralen Medikamenten irgendwann nicht mehr ausreichend wirksam. Dieser Zustand tritt ungefähr nach 10 Jahren Erkrankungsdauer auf.

Sichtbar wird das Versagen der oralen Kombinationstherapie an dauerhaft schlechten Laborwerten. Anhaltspunkte sind ein Blutzucker nüchtern von über 100mg/dl, postprandialen Werten über 140 mg/dl oder einem HbA1 über 7,0%. Außerdem macht sich dieser Zustand beim Patienten durch Antriebslosigkeit oder Gewichtsabnahme deutlich.
Häufig ist nicht eine ausschließliche Umstellung auf Insulin nötig. Insulin kann zunächst lediglich als Therapeutikum zu einer oralen Kombinationstherapie hinzugenommen werden.

Möglich sind Kombinationen aller oralen Antidiabetika mit Insulin außer den Glitazonen.

Am gebräuchlichsten sind Kombinationen von Insulin mit Sulfonylharnstoffen oder Biguaniden. Bei normalgewichtigen Patienten ist die Kombination von Sulfonylharnstoffen mit Insulin geeignet, um so die noch bestehende Restinsulinproduktion des Körpers zu nutzen (Sulfonylharnstoffe pressen die Bauchspeicheldrüse aus).
Bei starken Blutzuckerschwankungen oder Diabetikern mit Übergewicht ist eine Kombination von Insulin mit Biguaniden gut geeignet (Verminderung der Insulinresistenz).

Es existieren vier Konzepte zur Kombination von Insulin mit oralen Medikamenten.

Konventionelle Therapie

Bei der konventionellen Therapie ist organisatorisch so vorzugehen, dass zu der bestehenden medikamentösen Therapie Insulin in kleinen Mengen, z.B. 6-8 IE am Morgen hinzugegeben wird. Anhand der gemessenen Blutzuckerwerte kann die Insulindosis bis auf 20 IE am Morgen gesteigert werden. Ist damit das Therapieziel nicht erreichbar, muß eine zweite Insulindosis am Abend eingeführt werden (8 IE). Meist wird dann das orale Medikament abgesetzt.
Vorteile dieser Therapie ist ihre einfache Handhabung, die sie schnell erlernbar und für unsichere Patienten gut durchführbar macht.
Nachteilig ist, dass diese Therapie die Anpassung der Nahrungszufuhr an den Verzögerungsinsulinanteil erfordert. Der hohe Insulinanteil im Blut kann zu einer vermehrten Nachrungsaufnahme und Gewichtszunahme (siehe auch Übergewicht) führen. Zudem besteht dabei die Gefahr postbrandialer Überzuckerung.

Supplementäre Therapie

Selten angewendet wird die Supplementäre Therapie. Dabei wird die normale Dosierung eines einzunehmenden oralen Antidiabetikums am Abend mit einer ein oder mehrmaligen Injektion eines Normalinsulins (siehe Insulin) zum Essen kombiniert. Sind mehr als 50 bis 60 Einheiten Insulin pro Tag erforderlich, sollte das Medikament abgesetzt werden.
Die Vorteile der Supplementären Therapie ist die bedarfsgerechte Insulinzufuhr, die einer Gefahr der Gewichtszunahme vorbeugt und eine gute Senkung des postprandialen Blutzuckerspiegels bewirkt. Die Durchführung dieser Therapie verlangt jedoch die regelmäßige Blutzuckerbestimmung.

Langzeitinsulin zur Nacht und orale Antidiabetika

Ein neues Konzept propagiert die abendliche Gabe eines Langzeitinsulins(z.B. Lantus®) (siehe Insulin) und zusätzlich den morgendlichen Einsatz eines oralen Antidiabetikums, um besonders den Nüchternblutzucker niedrig zu halten.

Normalinsulin zum Frühstück und orale Antidiabetika

Letztlich kann unter Beibehaltung der üblichen medikamentösen Therapie mit oralen Antidiabetika auch zum Frühstück ein Normalinsulin gegeben werden.

Beachtet werden muß jedoch, dass eine solche Kombinationstherapie häufig nur übergangsweise genutzt werden kann. Nach allgemeiner Erfahrung sind nach ca. drei Jahren 70% der so behandelten Patienten voll insulinpflichtig (siehe Insulintherapie).
Wie sie aus dem Vortrag entnehmen können ist eine gute Blutzuckereinstellung nicht leicht und bedarf der ständigen Kontrolle und Anpassung an veränderte Körperzustände. Es sollte unbedingt auf eine regelmäßige ärztliche Kontrolle Wert gelegt werden.
Um Kontrolltermine nicht zu vergessen ist das Führen eines blauen Diabetikerausweises sinnvoll. Hier werden gemessene Werte regelmäßig eingetragen und an die nächste Kontrolle erinnert.
Bei Therapie mit oralen Antidiabetika ist mindestens eine 14tägige Blutzuckermessung beim Arzt sowie eine dreimonatige HbA1-Kontrolle anzuraten.